Pebble Time im Test: Jetzt wird's bunt

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News Frank Erik Walter - Autor
Die drei Farbvarianten der Pebble Time: Schwarz, Weiß und Rot.
Quelle: Pebble /SFT 08/2015

Mit neuem Design, Farbdisplay und Spracherkennung soll die Pebble Time an den Erfolg der beliebten Vorgänger anknüpfen.

Zumindest auf Kickstarter bleibt Pebble­ der unangefochtene Platzhirsch: 20.338.986 US-Dollar ließen 78.471 Unterstützer im März dort für die neue Pebble Time springen. Damit verdoppelten sie die Rekordsumme von über 10 Millionen Euro, die der Smartwatch-Pionier 2012 für seine erste Uhr per Crowdfunding eingesammelt hatte. Der Erfolg des Vorgängermodells dürfte seinerzeit Branchenriesen wie Samsung, Sony, LG, Google und Apple darin bestärkt haben, eigene Wearables zu entwickeln. Der aktuelle Smartwatch-Boom macht nun freilich der Pebble Time das Leben schwer: Farbdisplay, Lagesensoren und Spracherkennung? Hat die Konkurrenz längst. Dazu Herzfrequenzsensoren, runde Ziffernblätter, GPS oder integrierten Speicherplatz für Medien. Allein bei Akkulaufzeit und Kompatibilität ist die Pebble weiterhin Primus: Sie arbeitet mit Android-Smart-phones und iPhones zusammen und hielt in unserem Test stattliche sieben Tage durch, obwohl sie konstant die Uhrzeit anzeigt und nicht das Display abschaltet wie andere Smartwatches. Empfängt man viele Benachrichtigungen, schafft sie immerhin noch vier bis fünf Tage Laufzeit.

Teures, smartes Spielzeug?

Die rückseitigen Anschlüsse erlauben Armbänder mit Zusatzfunktionen. Quelle: Pebble /SFT 08/2015 Die rückseitigen Anschlüsse erlauben Armbänder mit Zusatzfunktionen. Insgesamt hinterlässt die Pebble Time einen eher durchwachsenen Eindruck. Das beginnt bereits beim dezent gebogenen Gehäuse aus Kunststoff: Die Uhr ist 43 Gramm leicht, nur 9,5 Millimeter dick und schmiegt sich angenehm ans Handgelenk. Doch dem Design haftet eine gewisse Spielzeug-Aura an, die so gar nicht zu einer 250-Euro-Uhr (Vorbestellerpreis in Deutschland) passen will. Statt eines Touch-Displays wird die Smartwatch über vier Tasten bedient. Bei deren Druckpunkten haben es die Ingenieure aber etwas zu gut gemeint und man muss die Knöpfe ziemlich kräftig anfassen, bevor sie reagieren. Ein Lautsprecher wurde auch bei der neuesten Pebble nicht verbaut, der Vibrationsalarm fällt dafür kräftiger aus als bei den Vorgängern. Das Display aus Gorilla Glass wird laut Herstellerseite von einem Rahmen aus überzogenem Edelstahl gesäumt, der sich allerdings eher nach Kunststoff anfühlt. Nach einer Woche Alltagsgebrauch waren sowohl am Rahmen als auch auf dem Display feine Kratzer zu erkennen. Die reine Metallvariante Pebble Time Steel soll demnächst auf den Markt kommen und wir sind gespannt, ob deren Gehäuse mehr einstecken kann. Das Uhrband aus Silikon fühlt sich sehr angenehm an und lässt sich mit wenigen Handgriffen durch ein beliebiges Standard-22-mm-Uhrband austauschen. Auf der Unterseite der Pebble Time befinden sich die Ladekontakte mit Magnethalterung. Das mitgelieferte Kabel hält aufgrund des abgerundeten Steckers aber nicht so zuverlässig wie beim Vorgänger. Die Kontakte sollen gleichzeitig als Anschluss für Armbänder mit zusätzlichen Sensoren dienen. Pebble hat diese Schnittstelle früh für Dritthersteller geöffnet, trotzdem gibt es derzeit noch kein derartiges Zubehör zu kaufen.

Das Display: farbig, effizient, mau

Das schlanke und leicht gebogene Gehäuse schmiegt sich angenehm ums Handgelenk, wirkt aber etwas billig im Vergleich zu anderen Smartwatches. Quelle: Pebble / SFT 08/2015 Das schlanke und leicht gebogene Gehäuse schmiegt sich angenehm ums Handgelenk, wirkt aber etwas billig im Vergleich zu anderen Smartwatches. Im Freien ist das verbaute E-Paper-Display von Sharp (nicht zu verwechseln mit E-Ink) hervorragend ablesbar und deklassiert im direkten Sonnenlicht die gesamte Smartwatch-Konkurrenz. In Innenräumen wirkt die Anzeige hingegen trotz der zuschaltbaren Hintergrundbeleuchtung viel zu dunkel - sogar im Vergleich zur ersten Pebble und der Pebble Steel. Mit nur 64 Farben mangelt es dem Bildschirm außerdem sichtlich an Brillanz und die Auflösung ist mit 144 x 168 Bildpunkten recht grob geraten. Von der Pixeldichte einer Apple Watch oder LG G Watch R ist die Kickstarter-Uhr Lichtjahre entfernt. Ein Highlight ist das neue Betriebssystem: Obwohl jede Eingabe von einer kurzen Animation begleitet wird, wirkt das überarbeitete Interface pfeilschnell. Ganz neu ist die Timeline-Funktion: Durch Druck auf die seitlichen Tasten können Sie vorwärts und rückwärts durch Kalendereinträge und Wettervorhersagen springen, zusätzliche Infobildschirme von Drittanbieter-Apps sollen sich ebenfalls einbetten lassen. Die Pebble war dank der offenen Entwicklerwerkzeuge schon immer beliebt bei Bastlern und das Angebot an Apps entsprechend umfangreich. Die alten Pebble-Modelle konnten allerdings nur acht Apps und Ziffernblätter gleichzeitig speichern. Bei der neuen Smartwatch fällt dieses Limit weg. Stattdessen hält die Uhr Dutzende Apps und Ziffernblätter im Cache und wirft einfach selten genutzte Programme automatisch aus dem Speicher, um sie bei Bedarf binnen weniger Sekunden vom Smartphone zu laden. Sie haben unter Android mehrere Möglichkeiten, auf SMS-, Whatsapp-, Facebook- oder Gmail-Nachrichten zu antworten, abhängig vom jeweiligen Dienst: per Spracherkennung, mit vorgefertigten Sätzen oder einem Emoji. In diesem Punkt entspricht die Pebble ihren Konkurrenten mit Android-Wear-Betriebssystem und verwendet sogar deren Schnittstelle. Die Spracherkennung funktioniert überraschend zuverlässig, solange man sich auf kurze Sätze um die zwölf Wörter beschränkt. Alles darüber hinaus führt zu Fehlermeldungen und Sie müssen das Gesagte wiederholen. Leider gibt es weder die Option, selbst einen Dialog zu beginnen, noch kann man im Nachhinein auf bereits empfangene Nachrichten antworten. Auch sonst ist der Nutzen des integrierten Mikrofons bislang kaum der Rede wert. Gerne hätten wir zum Beispiel Notizen diktiert oder das Smartphone über Sprachbefehle mit Google Now oder Siri gesteuert. Noch ist unklar, ob und wann dies möglich sein wird. Besitzer eines ­iPhones haben zudem noch weniger Spaß mit der Pebble Time: Sie bekommen zwar alle Benachrichtigungen unter iOS angezeigt, können aber nicht darauf antworten.

Dank der integrierten Spracherkennung können Sie auf Textnachrichten mit Ihrer Stimme antworten. Mehr Funktionen hat das Mikrofon derzeit nicht. Quelle: Pebble / SFT 08/2015 Dank der integrierten Spracherkennung können Sie auf Textnachrichten mit Ihrer Stimme antworten. Mehr Funktionen hat das Mikrofon derzeit nicht.
FAZIT: Die Pebble Time hat drei große Stärken: Eine lange Akkulaufzeit, ein pfiffiges Interface und die breite Unterstützung der Entwickler-Community. Allerdings hat die Konkurrenz nicht geschlafen und ist mittlerweile in vielen Punkten technisch überlegen. Das größte Problem wird daher der Preis sein: 250 Euro in Deutschland sind kaum zu rechtfertigen angesichts der Plastik-Haptik und der Tatsache, dass sich Android-Smartwatches wie die LG G Watch R oder Asus Zenwatch auf demselben Preisniveau bewegen. Legen Sie 150 Euro drauf, erhalten Sie bereits eine Apple Watch Sport, die für iOS-Nutzer in jedem Fall die bessere Wahl darstellt, da sie deutlich mehr Interaktionsmöglichkeiten mit dem iPhone bietet. Die ältere Pebble Steel (250 Euro) ist ebenfalls eine interessante Alternative: Hier fehlen nur Farbdisplay und Mikrofon, dafür ist die Verarbeitung hochwertiger. (few)

Pebble Time (Test in SFT 08/2015)

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