Slay the Spire: Test mit Wertung - Indie-Hit zwischen Siegeslust und Kartenfrust​

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Test Felix Schütz - Redakteur
Slay the Spire: Nach dem Early Access nun bei uns im Test
Quelle: PC Games

Schon im Early Access war Slay the Spire ein riesiger Erfolg, seit dem offiziellen Release jubeln auch die Kritiker. Damit hat sich der clevere Mix aus knüppelhartem Roguelike und taktischem Kartenspiel eine Top-Wertung verdient - oder? Im Test zu Slay the Spire finden wir massig Stärken, aber auch ein paar Schwächen. Eine klare Empfehlung ist der Indie-Hit aber trotzdem.

Mit blumigen Einleitungen brauchen wir uns gar nicht lange aufhalten, denn Slay the Spire tut das schließlich auch nicht. Die Mischung aus brutalem Roguelike und elegantem Kartenspiel legt sofort los, es geht um Gameplay pur. Alles, was man wissen muss: Als einer von drei Helden kämpfen wir uns durch ein vierstöckiges Verlies, um auf jeder Etage einen mächtigen Boss plattzumachen. Dazu brauchen wir ein clever gemischtes Kartendeck, jede Menge Glück - und eine ordentliche Portion Frustresistenz. Denn obwohl sich Slay the Spire wunderbar einsteigerfreundlich präsentiert, lässt uns das Singleplayer-Spiel auch mit Freuden ins offene Messer rennen. Zweite Chancen gibt es nicht - wer stirbt, fängt wieder von vorne an. Immer und immer wieder, bis es irgendwann klappt. Nun, da das Spiel die Early-Access-Phase verlassen hat und damit offiziell fertig ist, schauen wir uns im Review zu Slay the Spire an, ob der Genre-Mix aufgeht.

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Slay the Spire: Launch-Trailer mit massig Gameplay-Szenen

Slay the Spire Test: Planung ist die halbe Miete

Unsere Marschroute durch die Dungeons legen wir auf einer schlichten, aber praktischen Übersichtskarte fest. Die ist kein Beiwerk, sondern entscheidend! Denn nur wer vernünftig plant, kommt lebendig und mit guten Karten ans Ziel. Auf den Wegpunkten können beispielsweise Standardkämpfe, Elitegegner, Ereignisse, Händler, Schatztruhen oder Rastplätze liegen. An letzteren tanken wir Lebenspunkte nach oder schmieden eine der zahlreichen Karten aus unserem Deck, wodurch sich ihre Eigenschaften stark verbessern - unverzichtbar, um eine Chance gegen den Endboss zu haben.
Sieht etwas lieblos aus, ist aber wichtig: Auf der Dungeonkarte planen wir unsere Route. Quelle: PC Games Sieht etwas lieblos aus, ist aber wichtig: Auf der Dungeonkarte planen wir unsere Route. Meistens treffen wir aber auf Standardgegner, die einzeln oder als Gruppe spawnen. Fast die gesamte Spielzeit von Slay the Spire (jetzt kaufen 14,99 € ) bestreiten wir deshalb in grafisch tristen Rundenkämpfen. Die fallen dank der einfachen Regeln herrlich logisch und direkt aus: Pro Runde stehen uns mehrere Energiepunkte zur Verfügung, mit denen wir zufällige Karten aus unserem Stapel ausspielen, um die Gegner nach und nach niederzuknüppeln. Neben simplen Angriffs- und Verteidigungskarten gibt es auch eine Vielzahl von Fertigkeiten und Machtkarten, die uns besondere Effekte verleihen: Einen Angriff mehrfach ausspielen, Rüstungspunkte verdoppeln, unliebsame Karten abwerfen, Schaden vermeiden, Gegner schwächen, Bonuskarten ziehen, Energie tanken oder Stärke erhöhen - das und vieles mehr entscheidet darüber, ob man die Kämpfe ohne größeren Schaden überlebt. Nur wer sein Deck sinnvoll zusammenstellt, kann später mächtige Kombo-Effekte nutzen und seine Feinde regelrecht überrollen. Einer der spaßigsten Aspekte von Slay the Spire!

Slay the Spire Test: Scheitern, lernen und wieder scheitern

Im Laufe eines Runs erhalten wir regelmäßig neue Karten, etwa durch besiegte Feinde oder beim Händler, wo man sein gesammeltes Gold verprasst. Wichtig dabei: Nicht jede Karte ist automatisch ein Gewinn! Wer etwa nur in starke Angriffe investiert, wird an manchen Elitegegnern gnadenlos scheitern - die hauen nämlich oft dermaßen hart zu, dass uns hier oft schon in der zweiten Runde die Lichter ausgehen. Woher man also weiß, wie man diese Feinde bezwingt? Durch Erfahrung! Und die sammelt man nur, indem man es immer wieder aufs Neue probiert und die Feinde so nach und nach kennenlernt. Zum Glück bietet Slay the Spire aber ein ausgezeichnetes Interface: Alle Statuseffekte sind mit guten Tooltips und Zahlen versehen, außerdem zeigen Symbole über den Gegnern stets an, welche Aktionen sie als nächstes planen. Das macht die Kämpfe zwar nicht direkt fairer, aber zumindest immer nachvollziehbar.
Das HUD ist aufgeräumt und durchdacht, dadurch spielt sich Slay the Spire hervorragend. Quelle: PC Games Das HUD ist aufgeräumt und durchdacht, dadurch spielt sich Slay the Spire hervorragend. Trotzdem sollte man sich darüber im Klaren sein: Wenn man die falschen Karten zieht oder Pech bei der Ausbeute hat, gerät man schnell in Situationen, die man nicht mehr meistern kann - ganz egal, wie gewieft man zuvor taktiert hat. Darin liegt ein großer Unterschied zu actionbetonten Roguelikes wie Binding of Isaac oder Dead Cells, in denen man theoretisch noch durch Geschick und Können einen Nachteil ausgleichen kann. In Slay the Spire gibt es das nicht - wer die Arschkarte zieht, hat Pech gehabt. Entschärft wird diese harte Gangart in erster Linie durch die kurze Spielzeit: Ein kompletter Run ist oft schon in 60 bis 90 Minuten erledigt, man verliert bei einem Bildschirmtod also nie zuviel Fortschritt. Durchatmen und nochmal versuchen!

Slay the Spire Test: Vielfältige Builds

Für Wiederspielwert sorgen die drei unterschiedlichen Helden, denn obwohl alle nach dem gleichen Prinzip verfahren, nutzen sie einzigartige Karten und ermöglichen so völlig unterschiedliche Builds . Der Eiserne ist etwa ein robuster Krieger, der Feinde mit Verwundbarkeitseffekten belegt, hohe Rüstungswerte aufbaut und mächtige Hiebe austeilt. Die Stille setzt ihren Feinden mit Giftangriffen und Messerattacken zu, die selbst härteste Gegner in wenigen Runden auf die Matte schicken. Das Defekte ist die dritte Klasse, ein Roboter, der als einziger Held über Slots für Orbs verfügt. Orbs lassen sich mit Karten beschwören und können offensive wie defensive Eigenschaften haben, die am Ende jedes Zuges automatisch ausgelöst werden. Wer hier richtig vorgeht, kann die Gegner beispielsweise nach jeder Runde mit einer ganzen Serie automatischer Blitzattacken überziehen - ohne dass man dafür auch nur eine Karte ausspielen müsste. Nur ein Beispiel für die vielen Kombo-Möglichkeiten, die Slay the Spire bietet!
Unverzichtbar: Am Lagerfeuer heilen wir Lebenspunkte oder verbessern eine unserer Karten. Quelle: PC Games Unverzichtbar: Am Lagerfeuer heilen wir Lebenspunkte oder verbessern eine unserer Karten.

Slay the Spire Test: Relikte in Hülle und Fülle

Neben seltenen Karten sorgen vor allem die Relikte für Abwechslung und Motivation. Diese wertvollen Items erhaltet ihr als Belohnung für besiegte Elite-Gegner, in Schatzkisten oder nach dem Kampf gegen einen Boss. Außerdem hat der Händler stets drei Relikte im Angebot. Insgesamt gibt es Dutzende dieser Klunker zu sammeln, die meisten von ihnen haben positive Eigenschaften, manche kommen allerdings auch mit einem negativen Zusatzeffekt daher. So verschaffen euch Relikte beispielsweise Bonusrüstung am Zugende, Zusatzkarten bei Kampfbeginn, mehr Energie, Heilung und vieles, vieles mehr. Manche verhindern jedoch, dass ihr Tränke aufsammeln könnt oder mischen störende Fluchkarten in euer Deck - hier muss man Vor- und Nachteile sorgfältig abwägen.

Slay the Spire Test: Der Zufall spielt mit

Neben ständigen Kämpfen und dem Optimieren eures Decks hat Slay the Spire nur noch eines zu bieten: Zufallsereignisse, die auf der Dungeonkarte mit einem Fragezeichen verzeichnet sind. Hier können fiese Fallen oder unerwartete Gegner auf euch warten - oder aber ein winziges Dialogfenster, in dem ihr zwischen mehreren Entscheidungen wählen müsst. So könnt ihr beispielsweise in manchen Ereignisse ein paar Lebenspunkte opfern, erhaltet dafür aber ein seltenes Relikt oder einen dicken Batzen Gold. Hin und wieder gibt es auch simple Memory- und Glücksrad-Minispiele. Einige der Zufallsereignisse stellen gar euren kompletten Build auf den Kopf: Mit etwas Glück treffen wir beispielsweise auf eine Gruppe Vampire, die uns gerne in ihre Reihen aufnehmen würde. Dadurch erhalten wir spezielle Biss-Karten, mit denen wir Gegnern Lebenspunkte entziehen, müssen dafür allerdings sämtliche Angriffskarten und einen Teil unserer maximalen Trefferpunkte opfern. Wenn wir aber zuvor das Relikt "Blutphiole" gesammelt haben, können wir die Flasche eintauschen und die Bisskarten ohne Nachteil bekommen! Coole Ideen wie diese hätten wir uns allerdings noch deutlich mehr gewünscht, hier zeigt sich Slay the Spire auch in der Releaseversion noch ausbaufähig.
Die Zufallsereignisse können unsere ganze Spielweise beeinflussen. Hier werden wir zum Vampir! Quelle: PC Games Die Zufallsereignisse können unsere ganze Spielweise beeinflussen. Hier werden wir zum Vampir!

Slay the Spire Test: Auf ein Neues!

Hat man die Bosse der ersten drei Ebenen mit allen Helden bezwungen, wird die vierte und letzte Etage freigeschaltet. Dazu müssen wir allerdings drei Schlüssel sammeln, sonst bleibt das Tor zum finalen Kampf verschlossen. Zusätzlich gibt es neben dem normalen Spieldurchgang noch den Aufstiegsmodus, der jede Menge zusätzliche Herausforderungen bietet - ideal für Profis, die ihre Punktzahl im Statistikbildschirm vergleichen wollen. Außerdem gibt's noch einen Spezialmodus, in dem ihr die Spielerfahrung nach euren Wünschen zusammenklicken könnt. Obendrein bietet Slay the Spire vollen Mod-Support über Steam Workshop, an Nachschub mangelt es also nicht. Damit besitzt Slay the Spire viel mehr Wiederspielwert, als man ihm anfangs zutraut: Auch wenn man das Meiste schon nach wenigen Stunden gesehen hat, fällt es doch zunehmend schwer, das Ding aus der Hand zu legen - und ehe man sich versieht, ist aus einem Run gleich ein halbes Dutzend geworden. Ein gutes Zeichen!

Slay the Spire hat am 23. Januar 2019 die Early-Access-Phase verlassen. Das fertige Spiel kostet 21 Euro. Eine Switch-Version ist in Arbeit.

Slay the Spire Test: Wertung und Fazit

Wertung zu Slay the Spire (PC)

Wertung:

8/10
Pro & Contra
Zugängliches, logisches GameplayMotivierende RelikteViele Taktiken und Builds möglichIdeal für eine Partie zwischendurchSehr gutes, durchdachtes InterfaceStimmungsvolle MusikuntermalungAnfangs überraschende ZufallsereignisseMod-Support
Zufallsereignisse nutzen sich nach einer Weile abFrustgefahr durch unfaire SituationenKein Multiplayer (nur Ranglisten)Detailarmer 2D-GrafikstilAuf Dauer wenig Abwechslung

Bildergalerie

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