Cartoons als Videospiele: Wenn TV-Helden die Gamingwelt erobern - mit Video!
Cartoons und Videospiele gehören wohl zu den schönsten Zeitvertreiben, die es auf der Welt gibt. Was gäbe es also Besseres als eine Kombination der beiden? Wir schauen uns im Special mal die Geschichte von Zeichentrickserien im Gamingbereich an.
Mit Spongebob Schwammkopf: Schlacht um Bikini Bottom - Rehydrated wurde uns am 23. Juni der jüngste Videospielauftritt eines Cartoon-Charakter kredenzt. Komplett neu ist der Trend aber bei weitem nicht. Schon zu Arcade-Zeiten wurden TV-Lizenzen nur zu gerne in mal bessere, mal schlechtere Spiele umgemünzt. Wir schauen uns daher mal die Historie von Cartoons im Gamingbereich an, heben Highlights und Lowlights hervor und stellen die alles entscheidenden Frage: Was muss die Versoftung einer Zeichentrickserie überhaupt haben, um "gut" zu sein?
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Erste Schritte auf dem Arcade-Automaten
Zeichentrick-Serien in Videospielform gibt es bereits seit den frühen 80er-Jahren - also quasi fast seit Anbeginn der Videospielgeschichte. Spätestens nachdem 1982 mit Raiders of the Lost Ark das erste Spiel erschien, das auf einem Film basierte, war auch die Tür für zahlreiche Cartoon-Umsetzungen weit aufgestoßen. Zu Beginn tummelten sich diese hauptsächlich auf Arcade-Automaten. Mit dem Atari 2600, dem Intellivision oder dem C64 fanden sie allerdings auch bald ihren Weg in die heimischen vier Wände.
Quelle: PC Games Zu den frühen Vertretern gehören hier beispielsweise das von Coleco entwickelte Smurf: Rescue in Gargamel's Castle, ein Plattformer in dem ihr Schlumpfine aus den Fängen des fiesen Zaubrers befreien müsst, oder auch Popeye aus dem Hause Nintendo. Bei Letzterem handelt es sich weitestgehend um eine Kopie des hauseigenen Kassenschlagers Donkey Kong. Ihr hüpft also mit dem Spinat-liebenden Seemann durch die Gegend, sammelt Gegenstände, weicht Angriffen des fiesen Brutus aus und versucht schließlich eure heißgeliebte Olivia Öl zu retten.
Mit der Vorlage von E.C. Segar hat das zugegebenermaßen nicht mehr allzu viel zu tun - abgesehen von den Charaktermodellen und dem Namen auf der Packung. Ein Trend, der sich in den kommenden Jahren fortsetzen sollte. Denn unter Herstellern sprach sich wohl schnell herum, dass sich mit großen Lizenzen, ebenso großes und vor allen Dingen schnelles Geld machen ließ. Zu Film-Versoftungen wie E.T. - The Extraterrestrial, das in fünf Wochen programmiert, von der Presse zerrissen und schließlich zu Tausenden in der Wüste New Mexicos verbuddelt wurde, gesellten sich so auch Total-Ausfälle aus dem Cartoon-Bereich. Tom & Jerry etwa vom deutschen Entwickler Magic Bytes aus Gütersloh, über das Tester Mark Heley von CU Amiga schrieb: "Alles, was Magic Bytes da reingesteckt haben, ist das absolute Minimum, um es irgendwie in den Versand zu bekommen [...], in der Hoffnung, dass irgendeine unglückliche Seele eine Rezension wie diese hier nicht gelesen hat." Ein Cashgrab vom Feinsten also.
Nur wenige Glanzlichter
Natürlich gibt es auch positive Beispiele: Mit DuckTales für Gameboy und NES erblickte 1990 etwa das erste große Cartoon-Juwel das Licht der Welt. Basierend auf der Serie Neues aus Entenhausen gelang Entwickler Capcom hier ein heiß geliebter Hüpfer-Klassiker, der sich damals wie heute großer Popularität erfreut. Auch dank des simplen aber eingängigen Spielprinzips: Mit Onkel Dagobert manövriert ihr in typischer Jump'n'Run-Manier durch diverse Side-Scrolling-Levels, sammelt Edelsteine und macht Gegner mit eurem Pogo-Stick den Garaus.
"Die Spielmechaniken sind einzigartig und machen Spaß, die Präsentation ist exzellent, und die bekannten und geliebten Charaktere sind wie man sie kennt [...]. Es ist ein perfektes Beispiel für ein lizenziertes Spiel", resümierte etwa Bryan Griffin von nintendolife. Entsprechend taucht DuckTales noch immer regelmäßig in verschiedenen Bestenlisten auf, etwa der Top 100 der besten Nintendo Spiele des offiziellen Nintendo Magazins. 2013 bekam das Jump'n'Run sogar ein Remaster spendiert. Das lässt natürlich ein wenig den Pixelcharme des Originals vermissen, stellt die alten Qualitäten aber noch immer gekonnt zur Schau.
Quelle: PC Games
Auch Konamis SNES-Klassiker Teenage Mutant Ninja Turtles: Turtles in Time oder The Adventures of Batman and Robin dürfen an dieser Stelle nicht unerwähnt bleiben. Genauso wie der Umstand, dass es sich bei diesen Glanzlichtern leider eher um Ausnahmen handelt. In der Regel waren nämlich auch die 90er und 2000er voll mit qualitativ minderwertigem Lizenzmüll: Unter Zeitdruck entwickelt. In einem viel zu kleinen Studio. Von Leuten, die meist wohl nur wenig Interesse an der Vorlage hatten. Beispiele gefällig?
Aus Fehlern lernen
Wie wäre es mit dem 1999 veröffentlichten South Park, das die Abenteuer von Cartman, Stan, Kyle und Kenny aus unerfindlichen Gründen in einen Ego-Shooter umwandelte, in dem ihr mit Schneebällen auf Truthähne werft. Oder dem PS1-exklusiven Simpsons Wrestling, das weder mit den Simpsons noch mit Wrestling wirklich viel zu tun hatte. Oder natürlich Superman: The New Superman Adventures - dem Inbegriff dessen, was mit Lizenzspielen alles falsch lief. Das N64-Adventure basierend auf dem Cartoon Superman: The Animated Series ist erzählerisch, spielerisch und technisch eine einzige Katastrophe. Zum absolut langweiligen Gameplay, bei dem ihr durch irgendwelche Ringe fliegen müsst, gesellen sich eine hakelige Steuerung, eine hässliche Grafik mit jeder Menge Nebel und zahllose Bugs. Zurecht gilt Superman 64 noch heute als eines der schlechtesten Spiel aller Zeiten, das von den Kollegen der Maniac als Katastrophe "hart an der Grenze zur Körperverletzung" bezeichnet wurde.
Quelle: PC Games Das wirft natürlich die Frage auf: Was hätten die Entwickler von Titus besser machen können? Oder ganz allgemein gesprochen: Was braucht eine Cartoon-Adaption eigentlich, um bei Spielern und Kritikern gut anzukommen? Abgesehen von einer gewissen spielerischen, technischen und grafischen Qualität natürlich. Tatsächlich gibt es zu diesem Thema sogar eigene Studien - etwa von Jonathan Gray, Professor für Medien- und Kulturwissenschaften an der University of Wisconsin. Der untersuchte in seinem Artikel "In the Game" diverse Reviews zu lizenzierten Videospielen, um herauszufinden, worauf Kritiker besonders Wert legen. Das Ergebnis: In den meisten Fällen spielt tatsächlich vor allen Dingen Authentizität eine Rolle. Dass das Spiel Look und Feeling der Vorlage gut rüberbringt. Sei das nun durch bekannte Kulissen, bekannte Sprecher oder eine bekannte Geschichte.
Wobei Adaptionen aber nicht einfach nacherzählen sollen, was andere bereits gezeigt haben. Eine gute Videospielumsetzung muss für sich alleine stehen können. Oder wie Gray es ausdrückt: "Eine Videospiel-Adaption, oder zumindest eine gute, ist nicht nur ein Versuch, etwas wieder aufzuwärmen oder zu kopieren. Sie versetzt die Geschichte, ihre Welt und ihr Publikum in einen anderen Erzählmodus, in dem das Publikum in Teile der Geschichtenwelt eintreten kann."
Ein zuversichtlicher Blick in die Zukunft
Quelle: PC Games Ein passendes Beispiel liefert der US-Amerikaner gleich mit: Das 2003 erschienene The Simpsons Hit & Run, das gleich auf so vielen Ebenen alles richtig macht. In Sachen Gameplay orientierten sich die Entwickler von Radical Entertainment an der populären Open-World-Sandbox-Formel von GTA 3. Ihr macht also mit Homer, Bart und Co. die Straßen von Springfield unsicher, klaut Autos, verprügelt Passanten und liefert euch Verfolgungsjagden mit der Polizei. Die Welt ist mit ihrer Detailverliebtheit, ihren Gimmicks und Anspielungen an de TV-Vorlage dabei ein Fest für jeden Fan. Und mit Matt Selman, Matt Warburton oder Tim Long holte man sich sogar Autoren der Serie mit an Bord, die eine komplett neue Geschichte rund Roboter, Außerirdische und gedankenkontrollierende Cola schrieben. Der Simpsons-typische Witz und Charme blieb so perfekt erhalten. Trotz USK-Altersfreigabe ab sechs Jahren überzeugte das Spiel mit seinem bissigen, sozialkritischen Unterton. Und das sogar mit allen Originalstimmen! Kurzum: Hit & Run ist eine Simpsons-Episode, in die ihr selbst eintauchen könnt, statt sie nur passiv auf der Couch zu erleben.
Das ist ein Erfolgsmodell, an dem sich in den vergangenen Jahren immer mehr Spiele orientiert haben, beispielsweise auch die beiden South-Park-Versoftungen Der Stab der Wahrheit und Die rektakuläre Zerreißprobe. Auch hier waren die Macher Trey Parker und Matt Stone direkt am Entwicklungsprozess beteiligt, was beide Titel viel mehr zu einem spielbaren Spin-off als einer echten Adaption macht. Die Essenz der Vorlage wurde quasi herausdestilliert und gekonnt in ein anderes Medium verfrachtet.
Auf diese Weise konnten die oft verschrienen Lizenzspiele zuletzt zumindest etwas ihren Namen rein waschen. Zwar gibt es auch heute noch jede Menge seelenlose Kart-Racer, Brawler und Action-Plattformer nach TV-Vorlage. Insgesamt ist seit dem Arcade-Debüt von Cartoon-Videospielen aber eine positive Entwicklung zu erkennen, die zumindest bei uns Hoffnung auf die Zukunft macht.
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Also ich hätte ja alles vermutet, aber dass es ausgerechnet "My Friend Pedro" werden könnte... :-B
Würde ich sofort kaufen, wenn sie den Greifhaken reparieren, der scheint nicht so gut zu funktionieren. Moment ... gerade nachgelesen, dass es eh nie erscheinen wird. RIP :(
Naja immerhin gibts die Ur-Fassungen der Capcom Disney-Klassiker ja in der Afternoon Collection.
Von einem Darkwing Duck Remaster gabs ja sogar nen Prototyp
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Es gab auch ein Game-Boy-Spiel zur Sendung mit der Maus von Infogrames (glaube, das ist auch nur in Deutschland erschienen), das war aber kein Platformer sondern ein Puzzle-Game. War mir als Kind zu langweilig.
Ich überlege jetzt, ob ich das Adventure zu Clever & Smart nachhole ... Kennt das wer?